Der erste „Stolperstein“ als Erinnerung an die Namen und Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus ist in der Gemeinde Hohe Börde verlegt worden. Zu finden ist er vor dem Grundstück Hauptstraße 22 in Nordgermersleben. Er erinnert an Heinrich Kasten, der dort einst mit seiner Ehefrau Marta gewohnt hatte, bevor er 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht wurde. „Er war Melker, Ehemann, Nachbar, kein Held im klassischen Sinn aber ein Mensch mit Würde“, blickte Gemeindebürgermeister Andreas Burger anlässlich der feierlichen Stolperstein-Verlegung auf die Vita Heinrich Kastens zurück. Sein Vergehen sei es gewesen, dass er nicht ins Bild passte.
Was genau der Grund war, weiß nach Aussage von Ruben Harm bis heute niemand genau. Ruben Harm gehört zur AWO AG „MeGa – Mauern einreißen, Grenzen abbauen“ aus Hötensleben, die die „Stolperstein“-Verlegung in Nordgermersleben organisiert hat. Fest steht aber, dass Heinrich Kasten im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“, zwei Verhaftungswellen im Frühjahr 1938, bei der mehr als 10.000 Männer in Deutschland und Österreich als sogenannte Asoziale in Konzentrationslager verschleppt worden sind, in Buchenwald landete. Später wurde er wieder entlassen, kam aber nicht nach Nordgermersleben zurück. Über die Zeit im Lager zu sprechen oder etwas aufzuschreiben, war verboten.
Obwohl der Stein klein ist, so hat er doch eine große Bedeutung – er zwingt, sich zu erinnern. Und deshalb forderte Ruben Harm auf: „Stolpern Sie mit Kopf und Herz“. Die Verlegung wurde musikalisch umrahmt vom Liedermacher Johann Voß aus Belsdorf.
„Stolperstein“ ist ein Stück Erinnerungskultur
